Gestaltung der neuen Arbeitswelt – was bedeutet es, in unsicheren Zeiten eine zukunftsorientierte Führungskraft zu sein?
02.09.2024 Führung—Teamentwicklung
02.09.2024Führung—Teamentwicklung
Aus aktuellem Anlass habe ich mich dazu entschieden, einen Beitrag über dieses Thema zu schreiben, denn immer häufiger erlebe ich in meiner Arbeit in Organisationen und im Dialog mit Führungskräften und Führungsteams folgende Situation: massiver Druck, Ratlosigkeit und auch Erschöpfung.
Im ersten Moment wird das nicht direkt verbalisiert, sondern es liegt einfach in der Luft. Der pinkfarbene Elefant ist oftmals nicht zu übersehen. Sobald ich das wahrnehme und auch anspreche, beginnen wir in den meisten Fällen darüber zu sprechen. Ich erlebe immer öfter eine große Offenheit zur persönlichen Situation im Unternehmen. Die Führungskräfte schildern häufig ein ähnliches Bild: Es ist eine Menge im Daily Business zu bewältigen – Tag für Tag. Das Management fordert schnelle und gute Ergebnisse, mit der Erwartung, dass das ohne weitere personelle Ressourcen möglich ist. Es fordert schlanke Prozesse und beste Ergebnisse mit möglichst wenig Mitarbeitenden zu erreichen. Auf der anderen Seite steht das eigene Team das sich gute Führung wünscht. Kein Delegieren von Aufgaben, sondern eine menschenzentrierte, empathische Herangehensweise, die es jedem Einzelnen erlaubt zu wachsen und sich zu entwickeln. Das ist ein echter Spagat und eine absolute Sandwichposition. Eine echte Herausforderung für die es Lösungen braucht.
Warum ist die Führungsrolle in der heutigen Arbeitswelt so herausfordernd?
Eine Zeitlang habe ich mir intensiv folgende Fragen gestellt: Ist diese Situation neu oder gab es das schon vor 20 Jahren? Und außerdem: Was ist der Auslöser für dieses Dilemma?
Nach vielen eigenen Gedanken dazu und viel Literatur ist das meine Antwort auf beide Fragen: Ja, auch vor 20 Jahren gab es stressige Zeiten und Phasen. Der Unterschied zu heute ist dennoch massiv.
Wie hat sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert?
Lass mich dir meine Überlegungen dazu erläutern: Aktuell und schon seit ein paar Jahren leben wir in einer Welt, die sich permanent und rasant verändert. Rahmenbedingungen ändern sich schnell: Was heute noch der richtige Weg ist, kann morgen schon veraltet sein. Ein sehr agiles Wettbewerbsumfeld, sich verändernde Märkte und Technologien erfordern höchste Flexibilität und vor allem auch Schnelligkeit. Schnell, aber bitte mit wenig Mitarbeitenden im Team – Das Dilemma gewinnt an Gestalt.
Wofür müssen Führungskräfte heute besonders sensibilisiert sein?
Weiterhin herrscht ein hohes Maß an Unsicherheit. Das erlebt nicht nur das Management mit Blick auf künftige Entwicklungen, sondern auch Mitarbeitende kennen dieses Gefühl, denn nicht nur im Arbeitskontext herrscht Unsicherheit, sondern auch die Auswirkungen auf das Privatleben sind massiv. Spätestens mit Beginn der Pandemie mit Jahr 2020, dem darauffolgenden Ukrainekrieg, der Inflation, der Energiekrise… you name it… ist klar, dass die bequeme Sicherheit in Hinblick auf künftige Entwicklungen Schnee von gestern ist.
Das bedeutet Unsicherheit für die tägliche Arbeit.
Was macht das mit den Menschen, deren Empfindungen und auch emotionale Stabilität für die tägliche Arbeit? Diese Fragen müssen sich Führungskräfte heutzutage stärker stellen denn je und Königsklasse ist es, Antworten im Dialog mit den Mitarbeitenden zu finden. Das braucht Zeit und vor allem auch Empathie. Beides ist oftmals nicht gegeben im Alltag einer überforderten Führungskraft.
Warum sind langfristige Strategien in der heutigen Zeit schwierig?
Wandel ist Alltag, Wandel begleitet uns in allen Lebensbereichen. Das bedeutet auch, dass Strategien für fünf Jahre zu planen ähnlich absurd ist, wie die Zukunft mit einer Glaskugel vorherzusagen. Natürlich kann das Management antizipieren, aber es gibt so viel Unvorhersehbares, was jede Strategie in kürzester Zeit obsolet machen kann.
Führungskräfte empfinden Unsicherheit
Führungskräfte müssen eine Vielzahl von Faktoren (auch noch unbekannte Risiken) bedenken, das bedeutet nicht nur eine Menge Wissen und Kompetenzen zu haben, sondern es erfordert viel Abstimmung, Kommunikation, viele Entscheidungen und auch hier bleibt das Risiko. Das alles verursacht Stress und auch Unsicherheit, gleichzeitig auch Angst vor Fehlentscheidungen. Führungskräfte sorgen sich vor negativen Konsequenzen, wenn es zu Fehlentscheidungen kommt. Das Level Ihrer Belastung steigt damit enorm. Selbst beim Schreiben dieses Beitrags erlebe ich innerlichen Stress, denn die Komplexität der Zusammenhänge ist enorm. Wunderbare Überleitung zum nächsten Gedanken.
Was bedeutet es, in einer komplexen Welt effektiv zu führen?
Führungskräfte in Unternehmen erleben ein hohes Maß an Komplexität: Geschäftsprozesse werden immer komplexer, globale Lieferketten sind nicht mehr linear, sondern extrem dynamisch und komplex. Geopolitische Veränderungen oder auch Naturkatastrophen machen Logistik und internationalen Handel zur absoluten Herausforderung. Neulich sagte eine Mitarbeiterin in einem Workshop in großer Runde: „Ich fühle mich so, als sollte ich den Lichtschalter in einer Black Box finden.“ Die Zustimmung der Runde war groß. Das Bild blieb mir hängen. Der ständige Preisdruck und die große Abhängigkeit von reibungslosem Transport verursachen große Probleme in der Erreichung von gesetzten Zielen. Andererseits erwartet das Management beste Performance. 4:0 für das Dilemma.
Veränderungen passieren oft auf Kosten von Geschwindigkeit
Viele Kunden von mir spiegeln mir auch, dass die Komplexität in Hinblick auf regulatorische Veränderungen, beispielsweise im Thema Datenschutz oder Compliance, aber auch bei Gesetzgebungen (Stichwort Tarif- oder Arbeitsrecht) massiv gestiegen ist. Das lähmt die Geschwindigkeit und fordert viele zeitliche Ressourcen, um die Neuerungen zu durchdringen und in die bestehenden Prozesse einzubinden.
Wie beeinflusst technologische Veränderung die Arbeit?
Der Einsatz von Technologien ist nicht mehr nur nice to have – mittlerweile ein absolutes must-have für alle Bereiche eines Unternehmens. Man kann es sich nicht mehr leisten, sich nicht mit KI und deren Einsatz zu beschäftigen. Es gehört in die Geschäftswelt, wie vor 25 Jahren, die Integration des Computers und wenig später die Verwendung von E‑Mail-Clients statt Briefsendungen oder sogar Faxen. Hier braucht es einen stetigen Aufbau von Know-how zu diesen Themen: Was ist KI? Was kann KI? Wie können wir sie in unserer Abteilung nutzen? Megatrends müssen bestenfalls dann adaptiert werden, wenn sie sich abzeichnen und nicht erst nach Monaten, wenn im schlechtesten Falle schon der Wettbewerb auf den Zug aufgesprungen ist und sich damit neue Märkte erschließen.
Ich selbst kenne das auch: Mit der Einführung von ChatGPT Anfang 2024 stand auch ich vor der Frage: Wie verändert diese Technologie mein Business und die Zusammenarbeit mit meinen Kunden? Und wie kann ich die Vorteile nutzen? Welche sind die Risiken? Es gibt keine Gebrauchsanleitung, vor allem nicht, wenn eine Technologie sehr frisch am Markt ist. Es ist eine mühevolle eigene Recherche, verbunden mit Experimenten und auch Fehlentscheidungen.
Innovationsdruck ist eine Folge des Wettbewerbsdrucks
Der Wettbewerbsdruck im Allgemeinen, nicht nur in meiner Branche, ist enorm. Und damit verbunden auch der Innovationsdruck in Unternehmen. Das Umfeld ist dynamischer denn je – langsame Innovationszyklen können das Unternehmen gefährden. Dazu kommen Kundenanforderungen, die sich in einem digitalen Zeitalter permanent ändern.
Was sind die größten Herausforderungen für Führungskräfte im Umgang mit Komplexität?
All die beschriebenen Rahmenbedingungen, die Führungskräfte im Alltag erleben, führen zu einer Mehrbelastung, die wir vor einigen Jahren in diesem Ausmaß nicht kannten. Ich erlebe immer intensiver, wie wichtig es ist, dass sich Führung in eine neue, moderne Richtung entwickelt. Diese Notwendigkeit kommt nicht nur aus einer Veränderung der Erwartungshaltung an Führung im Allgemeinen, z.B. weil die jüngeren Generationen einen anderen Anspruch an Führung haben als Ältere, sondern es rührt eben auch aus der Notwendigkeit heraus, dass Führungskräfte starke, autonome Expertenteams um sich herum brauchen.
Zum Einen, um die Vielfalt der Aufgaben und Verantwortungen auf weitere Schultern zu verteilen und so die eigene Arbeitsbelastung zu reduzieren um dadurch mehr Raum für die tatsächliche Führungsarbeit zu schaffen.
Zum Anderen ist die Notwendigkeit nach Schnelligkeit, Up-to-date-Expertise und echter Innovation so groß, dass Führungskräfte ein Team brauchen, welches eigene Entscheidungen trifft, sich selbst organisiert, statt dies der Führungskraft zu überlassen und auch in der Lage ist, flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Teams dieser Art brauchen Führung, die nicht die Arbeit organisiert, sondern die Menschen im Fokus hat und sich stets um die positive Entwicklung jedes Teammitglieds bemüht und somit das Potenzial des Teams in seiner Power auszuschöpfen.
Wofür ist das Konzept des Servant Leadership besonders wichtig?
„Was kann ich tun, um dich bestmöglich zu unterstützen“ – das beschreibt den Ansatz des Servant Leadership im Gegensatz zu „Bitte bearbeite folgende Aufgaben und zeige mir deine Ergebnisse“ – oft bezeichnet als den Ansatz des Command & Control.
Ich habe neulich gemeinsam mit einem Führungsteam eine ideale Führungswelt skizziert. Hierzu haben wir in einem Workshop eine Vision erarbeitet, die dem Team als eine Art Leitsatz & Fixstern dient. Im zweiten Schritt haben wir diese Vision in konkrete Maßnahmen umgemünzt: Was müssen wir heute tun, damit wir in 3 Jahren unsere Vision umgesetzt haben. Das war so ein spannender Prozess und wie ich finde, wurde ein großartiges Ergebnis erarbeitet.
Wie sah die Zukunft der Führung in diesem Team aus?
Lass mich mal ihre Vision einer idealen Führungswelt mit euch teilen. In der idealen Führungswelt dieses Teams ist die Führungskraft nicht im operativen Tagesgeschäft eingebunden, sondern kümmert sich darum, dass das Team bestmöglich seinen Job machen kann. Dabei ist dieses eigenständig damit betraut, die Kommunikation untereinander zu gestalten, den Austausch zu Projekten und aktuellen Fragestellungen eigenständig zu managen. Das Team ist innerhalb des Unternehmens gut vernetzt und verlässt das Silo des eigenen Bereichs. Es strebt nach einem möglichst diversen Ansatz und möchte durch crossfunktionale Zusammenarbeit viele Perspektiven, Standpunkte und Ideen einfangen. Dabei agieren die Mitarbeitenden auf Augenhöhe. Kommunikation mit anderen Abteilungen funktioniert ohne den Umweg über die Führungskräfte und grundsätzlich existieren flache Hierarchien und ein offener und auf Augenhöhe gestalteter Austausch.
Das Beste an dieser Vision war die geschlossene Zustimmung zu diesem wunderbaren Führungsbild in der Zukunft. Oftmals erlebe ich, dass Zukunftsbilder sehr unterschiedlich aussehen können. Hier waren sich alle sehr einig. Mein Führungsherzchen macht Luftsprünge, denn natürlich sehe ich in dieser Vision einen sehr großen Hebel für den künftigen Erfolg dieses Unternehmens.
Wie kann man die Vision in die Realität umsetzen?
Die Führungskräfte haben nach dem gemeinsam erstellten Zukunftsbild angefangen, Maßnahmen und nächste Schritte zu skizzieren, um dieses Bild in den nächsten Jahren real werden zu lassen. Und natürlich ist das kein Prozess, der in wenigen Monaten abgeschlossen ist. Ein Mindset-Change bei Führungskräften ist der wichtigste Schritt in einem Veränderungsprozess. Es braucht in erster Linie die Menschen in den Teams, um die Zusammenarbeit zu verändern, die Kommunikation zu verbessern, die Verteilung von Aufgaben in Rollen zu überführen. In meinen Teamentwicklungsprozessen lassen wir uns für diese Arbeit Zeit, denn wir wissen alle: Das Gras wächst nicht schneller, wenn wir daran ziehen. Ich bin sicher, dass wir in den nächsten drei Jahren viele positive Veränderungen erreichen können.
Wenn auch du Lust hast, dein Führungsmindset Richtung Zukunft zu justieren und neue Tools kennenlernen möchtest, die dir helfen dein Team zukünftig effektiver Richtung Selbstorganisation und Autonomie zu führen und welche Schritte dafür notwendig sind, dann ist mein New Work Leader Coaching Programm genau die richtige Entwicklungsmöglichkeit für dich. Mehr Infos zum Programm, den Inhalten und dem Ablauf findest du hier. Ich freu mich auf dich.
Dein nächster Schritt
Wenn du mir schon länger folgst und mich und meine Arbeitsweisen kennengelernt hast, dann weißt du sicher, wie wichtig ich das Prinzip der kleinen Schritte finde. Es geht also nicht darum, auf einmal alles zu verändern, sondern bedacht und mit einer guten Strategie den Weg zur besseren und innovativen Teamzusammenarbeit zu ebnen.
Wenn du dir Unterstützung dabei wünschst, dein Team für die Zukunft fit zu machen und dir Verbesserung eurer Zusammenarbeit wünschst, dann vereinbare gerne ein kostenfreies Kennenlerngespräch und melde dich bei mir.